Über den guten Start ins Leben, ist eine wachsende Schar von Gelehrten überzeugt, entscheiden nicht nur Gene und Einflüsse wie Ernährung oder Umweltgifte, sondern auch die Zeit im Bauch der Mama. Im Dunkel des Unterleibs, haben Forscher herausgefunden, durchläuft jeder Mensch eine folgenreiche Geburtsvorbereitung. Aus den biochemischen Informationen, die ihn über Plazenta, Nabelschnur und die heranreifenden Sinnesorgane erreichen, macht er sich ein Bild von der Umwelt, die ihn erwartet. Herrscht da draußen Überfluss, oder muss er ums Überleben kämpfen? Wird seine Welt voll Liebe sein oder bestimmt von Streit, Lärm und Gewalt?
….neben Ernährung und Krankheiten der Mutter ist es wohl auch deren Gemütslage, die einen starken Einfluss auf die körperliche und seelische Gesundheit der Nachkommen hat. Selbst am Erbgut der Kinder hinterlässt die mütterliche Stimmung Spuren….
Andererseits, auch das heben Buß (Neurowissenschaftlerin der Charité) und ihre Kollegen beobachtet, ist die Amygdala, das Angstzentrum des Gehirns, bei Kindern vergrößert, deren Mütter während der Schwangerschaft erhöhten Kortisolkonzentrationen ausgesetzt waren. Diese Kinder hatten dann auch häufiger Probleme. „Unsere neuesten Befunde weisen darauf hin, dass es solche Veränderungen in der Hirnarchitektur bereits bei Neugeborenen gibt“, sagt Buß. Damit stehe fest, dass die Unterschiede während der neun Monate im Mutterleib entstanden sein müssen und nicht erst durch negative Einflüsse oder mangelnde Förderung im Kleinkindalter.
„Auf vielen Schwangeren lastet heute ein Riesendruck“…..Angststörungen und Gewalttraumata; viele plagen schlimme Erinnerungen an eine vorherige Geburt; andere haben sich vom Partner getrennt. Und viele Frauen, bei denen eigentlich alles gut läuft, setzt das Streben nach Vollkommenheit unter Druck. Als weiteren Stressfaktor sieht Lütje (Gynäkologe, Präsident der Deutschen Gesellschaft für psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe) die pränatale Diagnostik.
….Lütje ermutigt seine Patientinnen deshalb, wieder stärker ihrem Körper zu vertrauen - und versichert ihnen zugleich, dass sie, wenn nötig, während der Schwangerschaft und bei der Geburt stets von Fachkräften und Hightechmedizin umsorgt seien.
…“Wichtig ist, dass die Schwangeren sich möglichst früh Entlastung holen“, sagt der Arzt. Das könne gern beim Yogakurs sein, in schweren Fällen auch beim Psychotherapeuten.
…“Mir haben die Atemtechniken auch bei der Geburt sehr geholfen“ sagt Nadine B. Sophie R, fühlte sich emotional gut vorbereitet, „weil wir im Kurs auch über die Geburt gesprochen haben“. Beide haben mit Yoga angefangen. Und die Babys? Marlene, 10 Monate alt, sei ein munteres Kind…. Auch der kleine Toni,…, sei kein stressiges Kind. „Er ist fast immer zufrieden,….“
…“ich bin selbst erstaunt, wie entspannt der Alltag ist.“
Der Spiegel Nr.44/ 28.10.2017